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Zur Domina gemacht

Rekrutiert

„Deckung hoch! Konzentriere dich, Mädchen!“

Der stämmige Trainer deutete einen Schlag mit seiner Linken zum Gesicht seiner Sparringspartnerin an, die diesen mit ihrem rechten Unterarm hektisch zu blocken suchte. Ihr Lowkick, mit dem sie seinen Angriff zu kontern suchte, ging fehl, sehr zum Ärger ihres Lehrers.

Peter wischte sich mit dem Handgelenk seiner Rechten den Schweiß von der Stirn und begann sich von neuem der jungen Frau anzunähern. Trotz dessen er die fünfzig schon ein paar Jahre hinter sich gelassen hatte, schien er keine Probleme damit zu haben mit der zwanzigjährigen, blonden Kickboxerin mitzuhalten. Auf seiner Vollglatze spiegelte sich der Schein der Turnhallenbeleuchtung wieder, während seine grauen Augen sein Ziel verfolgten.

Seine Gegnerin war mit 1,75 m hochgewachsen, für eine Frau breitschultrig und besaß, trotz des harten Trainings, eine sehr weiblich wirkende, kurvenreiche Figur. Ihr Gesicht zeigte Entschlossenheit und Willenskraft, ihre dunkelbraunen Augen blieben stetig auf den Mann vor sich gerichtet, um nach einem verräterischen Zeichen für dessen bevorstehenden Angriff zu suchen.

In dem Moment, indem sie der Bande des Rings ausweichen musste, schlug ihr Trainingspartner zu, ließ eine linke Gerade in ihre Deckung krachen, gefolgt von einem Cross, der ihre Verteidigung aushebeln sollte. Sie duckte sich unter seinen Schlägen weg, hatte seinen Frontkick, mit dem er seinen Angriff abschloss, aber zu spät bemerkt. Getroffen taumelte das Mädchen zurück, beugte sich vorn über und hielt sich mit beiden Händen den Bauch, in dem sich rasendschnell Übelkeit bemerkbar machte.

Peter war enttäuscht. Hätte er nicht Kraft aus seinem Tritt genommen, wäre das Training wohl jetzt zu Ende gewesen.

„Zu spät! Viel zu spät. Was ist nur los mit dir? Hast Du Liebeskummer? Ist etwas mit deinem Bruder? Mensch Anna, so hast du am Sonntag gegen die Lena keine Chance. Du machst mich zum Gespött des Vereins, wenn du dich im Ring so anstellst wie heute.“

„PETER!“ Rief ein schlanker, in einem eleganten schwarzen Sportsakko gekleideter Mann vom Eingang der Turnhalle aus.

Der Trainer hielt sein Blick auf das Mädchen gerichtet, das nach vorne über gebeugt gegen das beklemmende Gefühl ankämpfte, das sich in ihrem Bauch rasend schnell ausbreitete. Sie würde gleich wieder ihre Fassung wiedererlangen, das wusste der Trainer aus Erfahrung. So hart hatte sie sein Tritt auch nicht getroffen.

„Pause! Fünf Minuten.“ Aus seiner Stimmlage war deutlich seine Enttäuschung herauszuhören.

„Hallo Pierre! Warte, ich komme zu dir runter.“

Das Mädchen setzte sich auf einen kleinen Hocker in einer Ecke des Rings, griff zu der neben ihr stehenden Wasserflasche und beobachtete neugierig die beiden Männer. Es war nicht üblich, dass Peter das Training unterbrach, es musste schon einen triftigen Grund dafür geben.

„Ist sie das?“ Fragte Pierre neugierig und hielt seinen Blick interessiert auf das Mädchen gerichtet.

„Ja, was sagst du?“

Peters Bekannter zeigte unverhohlen seine Begeisterung.

„Perfekt ist sie. Aus ihr kann ich auf jeden Fall etwas machen. Meinst du, sie willigt ein? Wenn sie ablehnt, könnte dein Ruf darunter leiden. Das möchte ich vermeiden.“

Peters graue Augen musterten Pierre ausgiebig. Klar hatte er ein Gewissen, aber half er Anna damit nicht nur aus deren Misere heraus? Sicher, der Freund würde sich ihm gegenüber erkenntlich zeigen, sollte er mal dessen Hilfe benötigen, aber profitieren würde letzten Endes Anna und allein darum ging es ihm. Pierre hatte weitreichende Möglichkeiten und konnte eine Frau wie sie im Leben voranbringen.

„Ich vertraue auf dein Verhandlungsgeschick. Sie braucht dringend eine Chance, also sei ihr gegenüber nicht zu knickrig.“ Forderte Peter von seinem Freund.

Pierre beobachtete das Mädchen über die Schulter ihres Trainers hinweg. Kurz hatten sich ihre Blicke getroffen, doch war er es gewesen, der sich wieder abgewendet hatte. Sie wirkte selbstbewusst und diese Art von Sport brachte die nötigen Eigenschaften mit sich, die sie brauchen würde um ihn zufrieden zu stellen.

„Sie gehört schon mir, dessen kannst du dir sicher sein.“

Peter lächelte.

„Dann sieh zu, dass du sie hier rausholst!“

„Gut! Wir haben einen Deal. Ruf sie her, ich will mit ihr reden.“

Der Trainer war einverstanden, wandte sich um und kehrte zum Ring zurück. Er blickte die junge Frau aufmunternd an und deutete auf seinen Freund.

„Schluss für heute. Ich habe da jemanden, den ich dir vorstellen möchte.“

Sichtlich überrascht, ihren Blick auf den Trainer gerichtet, stand sie auf und kam langsam zu ihm rüber.

„Was will der Typ von mir? Ist es wegen meinem Kampf am Sonntag?“

Peter verneinte.

„Komm erst einmal runter, Mädchen.“

Trotz dessen Anna ihrem Trainer vertraute, machte sie sich Sorgen. Irgendetwas kam ihr seltsam an dem Typ vor, dessen Aussehen weder zu ihrem Wohnviertel und gleich zweimal nicht zu dieser Turnhalle passte. Geübt stieg sie durch die Seile, sprang elegant vom Rand des Rings herunter und hielt mit federnden Gang auf den ihr unbekannten Mann zu.

Der war fasziniert von der Frau und musste aufpassen, dass er ihr gegenüber einen klaren Kopf behielt.

„Pierre, das ist Anna. Anna das ist Dr. Pierre Laval.“ Peter wandte sich seiner Schülerin zu. „Du kannst Pierre duzen, wenn du möchtest, ich lass euch dann mal allein.“

Peter entfernte sich ohne auf die Reaktion seiner Schülerin zu warten und ging rüber in seinen „Kabuff“, wie er das kleine Trainerbüro nannte.

Das Mädchen zeigte sich verstört, wusste nicht, was dieser Kerl von ihr wollte. Dass Peter sie beide allein gelassen hatte, passte einfach nicht zu ihren bisherigen Erfahrungen im Verein. Sie blickte ihrem Trainer nach, sah, wie er in seinem Zimmer verschwand und die Tür hinter sich zuzog. Dr. Laval spürte ihre Unsicherheit nur all zu deutlich. Es war an der Zeit sie zu beruhigen.

„Peter hat mir erzählt, dass du dich in einer schwierigen Situation befindest. Dein Vater ist alkoholkrank und arbeitslos? Du hast wegen ihm diesen Sport angefangen, nicht wahr?“

Anna wandte sich zu dem Mann um und blickte ihn erschrocken an. Das hatte Peter von ihr erzählt?

„Sei nicht sauer, er will dir helfen und mir einen Gefallen tun. Daran ist nichts Verwerfliches.“ Dieser Laval schien ihre Gedanken erraten zu haben.

Er öffnete den oberen Knopf seines Edelsakkos und schob die rechte Hand hinein, um etwas aus dessen Innentasche herauszuholen.

„Hier. Nimm! Einzig was ich dafür verlange, ist, dass du mir zuhörst. Alles Weitere liegt dann bei dir.“

Er hielt ihr ein Kuvert hin, dass sie zögerlich an sich nahm, öffnete und dann erbleichte.

„Und dafür soll ich mich jetzt von dir ficken lassen oder was?“ Mutmaßte sie. Was sollte dieser Laffe sonst von einer wie ihr wollen?

Anna suchte Abstand zu dem Mann, überlegte ob sie nicht einfach zur Tür laufen sollte, um zu verschwinden. Peter, was hast du mir angetan? Dachte sie sich, unschlüssig darüber wie sie zu reagieren hatte.

„Nein! Nichts dergleichen. Zuhören sollst du mir. Und wirklich nur das.“

Der Mann deutete auf eine der Holzbänke, von der aus man das Geschehen im Ring verfolgen konnte.

„Setzen wir uns? Das Geld ist nur ein kleiner Vorgeschmack von dem, was du bei mir verdienen könn
test.“

Anna dachte nach. Vierhundert Euro! Sie hätte die nächsten Wochen Ruhe und bräuchte sich darüber keine Sorgen mehr machen, dass der Vater ihr das Haushaltsgeld vorenthielt oder einfach versoff.

„Gut. Aber sie fassen mich nicht an.“

Laval schüttelte lachend sein Haupt.

„Beruhige dich doch bitte! Nichts dergleichen wird passieren.“

Sie ging hinter ihm her und setzte sich neben ihn, dabei ein Meter Abstand zu ihm haltend. Sie wartete darauf, dass eine Bombe platzen würde, wusste nur nicht, um welche Art es sich dabei handeln könnte.

„Ich bin Schönheitschirurg und ein wohlhabender Mann, Anna. Da langweilt einen das Leben schnell, wenn man glaubt, alles erreicht zu haben. Also sucht man den Kick, das Besondere, etwas das auch mit Geld nur schwer zu finden ist.“

Anna hörte dem Mann zu, erwiderte aber nichts. Sollte er ruhig reden, irgendwann würde er schon auf den Punkt kommen.

„Diesen Kick habe ich gefunden und viele andere Männer und Frauen ebenfalls. Weißt du, um was es beim Sadomasochismus geht?“

Anna blickte den Mann erschrocken an und stand auf.

„Was soll das jetzt? Sind sie so ein kranker Perverser? PETER!“

Sie wandte sich zu dem Zimmer des Trainers um, doch dieser schien sie nicht gehört zu haben. Indessen bemühte sich Laval, sie zu beruhigen.

„Vierhundert Euro. Erinnerst du dich? Höre mir einfach weiter zu.“ Ihre Unsicherheit ihm gegenüber, schien ihn zu amüsieren.

Anna blieb widerwillig in seiner Nähe stehen, sich wieder zu ihm zu setzten, kam jetzt aber nicht mehr für sie in Frage.

„Ich wünsche mir zwei Sachen von dir, Anna. Du lässt dich von mir operieren, des Weiteren möchte ich dich zur Domina ausbilden.“

Die junge Frau glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Spann der Typ jetzt völlig?

Laval schien es ernst zu meinen, blieb ruhig sitzen und legte lässig sein rechtes Bein über das Linke.

„Du hast fast perfekte Voraussetzungen. Du bist relativ groß, hast beeindruckende Proportionen und sehr gleichmäßige Gesichtszüge. Ich würde aus dir eine Traumfrau machen…“

Er grinste.

„Das heißt genaugenommen eine Traumdomina!“

Anna runzelte die Stirn. Kam auf Laval zu und gab ihm das Kuvert zurück.

„Tut mir leid. Aber sie haben nicht mehr alle. Für solch eine Scheiße habe ich keine Zeit.“

Sie wollte rüber zu Peters Zimmer gehen, als Laval ihr nachrief.

„Zwanzigtausend Euro dafür, dass du dich von mir operieren lässt, noch mal denselben Betrag, wenn ich dich zwei Jahre lang ausbilden darf. Danach kannst du selbst entscheiden, ob du Friseurin werden möchtest, wie mir Peter erzählt hat oder doch lieber 300 Euro die Stunde verdienst.“

Anna ging noch ein paar Schritte weiter, blieb stehen und drehte sich dann langsam zu ihm um.

„Meinen sie das wirklich ernst?“

Laval nickte.

„Jedes einzelne Wort. Kommst du wieder her und wir besprechen alles Weitere?“

Anna zögerte, zeigte sich aber schließlich einverstanden.

„Was für eine Operation?“

Laval musterte das Mädchen fachmännisch und hob seine Hand an ihr Gesicht. Anna wich ihr aus, wollte nicht von ihm berührt werden.

„Soweit ich sehen kann, müsste ich deine Brüste etwas vergrößern. Was hast du für eine Körbchengröße? 70 B? Ich würde eine 80 D daraus machen, dann wirkst du noch weiblicher und kannst dich dennoch gut bewegen. Dein Po müsste etwas hervorgehoben werden, er wirkt im Vergleich zu deinem Oberschenkel etwas klein. Deine Lippen könnten voller sein, deine Wangenknochen noch etwas prägnanter, um mehr Strenge hinein zu legen. Das Permanent-Make-up tut sein übriges. Alles langjährige Routine für mich, nichts Wildes.“

Laval blickte ihr ohne Reue auf den Schritt.

„Ich weiß nicht, wie es um deine Scheide bestellt ist, aber auch sie kann ich dir perfekt formen, da würde ich dir die Wahl lassen.“

Annas Gesicht war immer noch von ihrer Skepsis gezeichnet. Schönheitsoperation? Sie hatte noch nie über so etwas nachgedacht.

„Warum sollten sie mir das schenken?“

Laval lächelte.

„Als Referenz? Ich möchte aus dir den Mustertyp einer dominant wirkenden Frau machen. Dazu bilde ich dich noch aus und stelle dir sogar die Ausrüstung. Kunden für dich habe ich genug und du wirst bald das nötige Knowhow haben, um sie an dich und damit auch an mich zu binden. Erst einmal für zwei Jahre? Danach kannst du selbst entscheiden, in welche Richtung du dich entwickeln möchtest.“

Anna verstand langsam. Der Mann mochte pervers sein, aber letzten Endes ging es ihm nur um sein Geschäft.

„Warum ich?“

Laval lächelte und blickte zur Tür des Kabuffs.

„Peter hat mir einiges von dir erzählt. Deine Notlage macht dich für meinen Vorschlag empfänglich und dein Sport zeigt mir, dass du ein gesundes Maß an Fleiß, Disziplin und Körperbeherrschung hast. Hinzu kommt dein Wille, jemanden solange weh zu tun, bis er aufgibt und du seinen Widerstand gebrochen hast. Außerdem verachtest du deinen Vater, richtig? Viele deiner Empfindungen ihm gegenüber, wirst du in dein Spiel mit deinen Gästen einbauen können.“

„Wann bekomme ich das Geld?“

Laval öffnete seine Brieftasche.

„Einen Vorschuss jetzt, den Rest, nach dem du mir den Vertrag unterzeichnet hast.“

„Vertrag?“ Fragte sie misstrauisch.

Der Chirurg nickte.

„Wir sichern uns beide mit ihm ab und jeder von uns hat eine Übersicht von dem, was der andere von ihm fordert. Außerdem kann ich mir dann deiner Diskretion sicher sein, auch wenn du schnell begreifen wirst, dass der Stellenwert einer professionellen Domina kein schlechter ist.“

In Annas Kopf rasten die Gedanken. So viel Geld. Alle ihre Probleme wären damit auf einen Schlag gelöst. Domina? Sie hatte welche im Fernsehen gesehen, ihre Anzeigen im Internet gefunden und nach diversen Bestsellern war Sadomasochismus mittlerweile zum kulturellen Allgemeingut geworden. Warum sollte sie nicht als Fetischmodel posieren und ein paar alten Säcken den Popo versohlen? Was sprach dagegen? Dieser Mann war reich und würde schnell ein anderes Mädel finden, dass sein Angebot liebend gerne bereit war anzunehmen. Auch würde er es nicht nötig haben, ihr etwas vorzumachen.

Laval richtete sich ein wenig auf, streckte sich und musterte das Mädchen neben sich mit einer gewissen Spannung. Ihre Nervosität hatte sich noch nicht gelegt, es würde eine Zeit lang dauern, bis er sie soweit hatte, dass er mit ihr arbeiten konnte.

„Also?“

Statt einer Antwort, blieb es bei einer Geste. Anna nickte dem Mann zu, hielt aber nach wie vor zu ihm Abstand.

„Sehr schön. Freut mich, dass wir uns einig geworden sind. Hier ist meine Karte. Ich möchte, dass du Morgen um acht Uhr zu mir kommst. Wir besprechen dann alles Weitere. Bist Du pünktlich, gibt es einen weiteren Bonus für Dich.“

Peters Rechtfertigung

Anna war zum Büro des Trainers hinübergegangen und setzte sich auf die Arbeitsplatte des Schreibtisches, nachdem sie den kleinen Raum betreten hatte. Gespannt blickte sie auf ihren Trainer runter, der neben ihr in seinem Bürostuhl saß, aber ihr gegenüber kein Wort rausbrachte.

Laval hatte sich von Peter verabschiedet, er wusste also, dass dessen Verhandlung mit Anna erfolgreich verlaufen war. Warum hatte er dann ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen?

„Ich wollte dir helfen, Mädchen, nichts weiter.“

Anna betrachtete den Mann neben sich skeptisch. Er wich ihrem Blick aus und schien merkwürdig nervös zu sein.

„Ist er pervers?“ Wurde er von der jungen Frau gefragt.

Peter spielte mit einem Sandsackhandschuh und legte ihn schließlich zurück auf den Schreibtisch, von dem er ihn kurz zuvor
herunter genommen hatte.

„Wenn du wissen willst, ob er zur SM-Szene gehört, ja das tut er.“

„Und du?“

Peter blickte die junge Frau verwundert an.

„Ich?“

„Ja, du!“

Dass er schwieg, beantwortete ihre Frage genau genommen schon.

„Und worauf stehst du genau?“ Fragte Anna weiter. Ihr Tonfall bekam jetzt etwas Spöttisches.

„Es geht hier nicht um mich, Mädchen.“ Polterte Peter los.

„Hast du Pierres Vorschlag angenommen?“

Anna nickte, erschrocken über seinen Ausbruch.

„Gut, dann wirst du ausgesorgt haben. Such Ralf und dir eine Wohnung, dann ist euer Arschloch von Vater endlich Geschichte für euch.“

„War das der Grund, warum du diesen Mann hierhergeholt hast?“

„Auch, ja.“

Peter blickte ihr, das erste Mal seitdem sie seinen Raum betreten hatte, ins Gesicht.

„Ich habe dir heute einen großen Gefallen getan. Du wirst das irgendwann verstehen.“

„Und da bist du dir sicher?“ Fragte die junge Frau nach einigem Zögern.

„Er wird dir einmalige Möglichkeiten eröffnen, Anna!“

Sie blickte an dem stämmigen Mann vorbei, überfordert mit der Situation.

„Vertrau ihm! Er wird etwas aus dir machen und dafür Sorge tragen, dass es dir und deinem Bruder an nichts fehlt. Geh dich jetzt umziehen, okay?“

Das Mädchen erhob sich, verließ die Kammer des Trainers und ging zu der Umkleidekabine hinüber, die sich auf der anderen Seite der Halle befand. In Gedanken war sie immer noch bei diesem Arzt und sein Angebot, es kam ihr alles so unwirklich vor. Doch reichte ihr Peters Wort nicht mehr? Er war einer der wenigen Menschen gewesen, die bereit dazu waren, ihr und dem Bruder zu helfen.

Zuhause

„Ich bin wieder da.“ Anna trat in die abgedunkelte Wohnung hinein, horchte und schloss behutsam die Wohnungstür hinter sich.

„Komm her! Warum kommst du zu spät?“ Dröhnte die Stimme des Vaters aus dem Wohnzimmer heraus.

Die junge Frau hing ihre Jeansjacke an den Haken und sah nach der Zimmertür ihres Bruders, sie war verschlossen. Sie würde gleich nach ihm sehen, vorher aber war dieses fette Arschloch dran.

„Ich war beim Training, das weißt du ganz genau.“

„Werde nicht frech. Warum hast du nicht eingekauft?“

„Weil du unser Geld versoffen hast und der Monat noch zwölf Tage hat?“ Stellte sie mit zorniger Stimme fest.

„Ich habe Hunger. Klingel bei Gülen und frag nach, ob sie etwas für uns hat.“

Anna trat ins Wohnzimmer, in dem ihr Vater sich auf dem alten verschlissenen Sofa ausgestreckt hatte und rüber zu dem Bildschirm des kleinen Röhrenfernsehers blickte.

„Klingel doch selbst. Mir gibt sie nichts mehr. Wahrscheinlich weil sie ganz genau weiß, wer von uns dreien davon fett wird.“

„Geh rüber, habe ich gesagt!“ Brüllte der adipöse Mann.

„Ach halt doch die Fresse. Ich brauche dich nicht fragen, Ralf hat nichts zum Essen bekommen, richtig?“

Der Vater stöhnte, versuchte sich aufzuraffen, doch sein übergewichtiger Körper ließ es nicht zu. Er hätte sich vorher erst auf den Bauch drehen müssen, anders vermochte er nicht mehr aufzustehen.

„Hast du ihn wenigstens ins Bett gebracht?“ Fragte die Tochter voller Zorn.

Er antwortete ihr nicht und tastete stattdessen nach der angebrochenen Bierflasche, die neben ihm auf dem niedrigen Fernsehtisch stand.

„Ob du ihn ins Bett gebracht hast, habe ich dich gefragt!“ Schrie Anna den fünfzig Jahre alten Mann an.

„Fick dich, du kleine Fotze! Ruf das Jugendamt, dann kommt er ins Heim und ist glücklich.“ Brüllte er zurück.

Anna trat an die Couch heran und spuckte ihrem Vater ins Gesicht. Die Mutter hatte es mit ihm nicht mehr ausgehalten, aber war sie darum besser gewesen als er? Sie hätte ihre Kinder mitnehmen und vor diesem Monster schützen können, stattdessen war sie verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Sie hielt es nicht einmal für nötig, Alimente für sie beide zu zahlen.

Anna trat raus auf den Flur und blieb vor der Tür des Kinderzimmers stehen. Sie horchte, doch es blieb alles ruhig. Vorsichtig drückte sie die Türklinke herunter und ging in das Zimmer hinein. Im Schein des Flurlichts sah sie ihren Bruder schlafen, hektisch dabei atmend, sich von einer Seite auf die andere rollend.

„Ralf!“ Mit gedämpfter Stimme flüsterte sie ihrem sechsjährigen Bruder ins Ohr. Immer wieder, bis er schließlich seine kleinen Augen öffnete.

„Komm! Wir machen einen Ausflug, ja?“

Der kleine Junge richtete sich auf, blickte die Schwester fragend an und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Dann umarmte er sie und zog sie zu sich herunter.

„Wohin? Ist schon Aufstehzeit?“ Fragte er sie verstört.

Anna lächelte, half ihm aus dem Bett heraus und wies ihn an, seinen Schlafanzug auszuziehen.

„Hilf mir ein bisschen mit, Süßer!“

Sie holte ein paar frische Kleidungsstücke aus dem Schrank, eine Reisetasche aus dem Zimmer des Vaters und stopfte wahllos Kleidung hinein. Der Junge beobachtete sie dabei, verstand aber nicht, warum sie das tat.

„Wohin gehen wir? Draußen ist es dunkel.“

„Woanders hin. Hier bleiben wir nicht länger.“

„Ich habe Hunger.“ Stellte der kleine Junge mit gequälter Miene fest. Die Schwester zeigte ihm, dass sie verstanden hatte und küsste ihn auf die Wange.
„Ich auch. Du bekommst gleich etwas. Versprochen.“

Sie vergewisserte sich, dass der Bruder richtig angezogen war und schulterte dann die schwere Tasche. Es befanden sich keine Sachen von ihr darin, sie würde sich alles was sie brauchte neu kaufen.

„Komm! Wir gehen. Sei ja leise, ich glaube, das Arschloch ist eingeschlafen.“

Der Kleine wusste, wen die Schwester meinte und setzte vorsichtig und mit Bedacht seine Schritte.

„Wie die Indianer?“

„Genau. Jetzt komm!“

Die beiden schlichen den Flur entlang, Anna öffnete vorsichtig die Wohnungstür, dann nahmen sie die Haustreppe nach unten, ohne sich noch einmal umzusehen.

Am nächsten Morgen

Nach einer durchwachten Nacht in einem Hostel am Bahnhof, hatte Anna ihren Bruder zu einer Freundin gebracht. Er konnte dort bis zum Mittag bleiben, dann würde sie weitersehen. Für sie selbst gab es jetzt kein Zurück mehr. Wenn sie für ihren kleinen Bruder sorgen wollte, musste sie einen Arbeitsplatz nachweisen. Erst dann hatte sie eine realistische Chance, dass man ihr das Sorgerecht übertrug. Ralf würde ihren Vater nie wiedersehen, es sei denn zu dessen Beerdigung, das hatte sie sich geschworen. Eltern? Sie schüttelte ihren Kopf. Im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte sie wenigstens ein paar Jahre lang die Illusion einer Familie genossen.

Mit der Straßenbahn und einem längeren Fußmarsch, erreichte Anna eine große Biedermeiervilla. Autos parkten auf dem weiträumigen Parkplatz davor, teure Limousinen und Sportwagen die, jedes für sich, kleine Vermögen kosteten. Anna hielt sich nicht lange damit auf sie zu bestaunen, nahm die breite Treppe zum Haupteingang und trat durch die doppelflügelige Glastür hindurch, die sich für sie automatisch geöffnet hatte. Hinter einer Theke aus schwarzem Stein saß eine junge hübsche Frau, die sie verwundert musterte. Als Anna vor dem Tresen stehen blieb, stand sie auf und kam um den Tisch herum. Sie sah unglaublich elegant aus, fand Anna und bewunderte die roten, glänzenden Haare der Dame und deren zierlichen Körper. Musste man so aussehen, wenn man in einer Schönheitschirurgie-Praxis arbeiten wollte? Anna bestaunt auch den Zweiteiler der Endzwanzigerin, er musste teuer gewesen sein. Sie hatte solch einen Fummel noch nie in einem Laden gesehen.

„Sie sind Anna?“

„Ja, Dr. Laval hat mich gebeten zu kommen. Ich bin ein wenig zu früh dran.
Ich warte gerne…“

Die Frau bot der jungen Besucherin ihre Hand.

„Er hat Recht gehabt, du hast ganz sicher Potential. Aus dir lässt sich sicher etwas machen. Komm mit! Er wartet schon voller Ungeduld auf dich.! Wir wollen ihn nicht noch länger quälen, oder?“

Sie gingen zusammen einen Gang entlang, der sie zur gegenüberliegenden Seite des Hauses führte. Vor einer massiven Echtholztür blieb die Empfangsdame stehen, klopfte an, dann öffnete sie.

„Ihr Besuch ist da, Doktor.“

Dr. Laval musterte über dem Display seines Laptops hinweg die beiden Frauen. Er klappte das Gerät kurzentschlossen zu, erhob sich aus seinem Bürosessel und kam zu ihnen rüber.

„Sie können jetzt gehen, Katrin. Ich rufe sie, sollte ich noch etwas benötigen.“

Die Rothaarige nickte und zog sich zurück.

„Du schaust müde aus, Anna. Geht es dir nicht gut?“ Fragte Laval besorgt seine Besucherin.

Das Mädchen wollte nicht lügen und erzählte kurz, was sich am gestrigen Abend zugetragen hatte. Sie verschwieg dabei auch nicht, dass sie auf seinen Rat und Hilfe hoffte.

„Du willst dich also selbst um deinen Bruder kümmern?“

Anna bejahte die Frage, das Unbehagen in der Stimme des Arztes schien ihr nichts Gutes zu verheißen. Laval bot Anna einen Platz in einem der Besuchersessel an und setzte sich selbst wieder in den luxuriösen Sessel hinter seinem Schreibtisch. Er schien in Gedanken und brauchte einen Moment, bevor er wieder das Gespräch mit seinem Gast aufnahm.

„Gut. Ich habe alles soweit vorbereitet und dir ein Versprechen gegeben. Also werden wir uns von solchen Problemen nicht abhalten lassen. Ich werde das für euch beide regeln. Ihr braucht eine Wohnung, nehme ich an?“

Anna staunte. Für den Arzt schien alles so leicht zu sein.

„Ich muss einen Arbeitsplatz nachweisen, sonst überträgt mir das Jugendamt das Sorgerecht nicht.“

Laval schien ungeduldig, blieb aber der jungen Frau gegenüber freundlich.

„Peter hat mir von deinen häuslichen Sorgen erzählt, ich erinnere mich. Schreib mir die Adresse deines Vaters auf, ich denke, man kann sich auch ohne das Jugendamt mit ihm einigen. Dafür schuldest du mir dann aber etwas, Liebes.“

Er äußerte den letzten Satz in einem Ton, der ihn für Anna nicht bloß zu einer Floskel werden ließ. Ein flaues Gefühl breitete sich in der jungen Frau aus. Sie machte sich immer stärker von diesem Mann abhängig. Wie sehr, das sollte sie sogleich erfahren.

„Zieh dich jetzt aus, ich will mir deinen Körper ansehen.“

Sie zögerte, wurde nervös, fühlte sich von seiner Aufforderung überwältigt.

„Komm, Anna. Ich habe einen vollen Terminkalender und will sehen, wo bei dir die Eingriffe nötig sind.“

Das Mädchen zögerte ein paar Sekunden, dann knöpfte sie sich die Bluse auf. Der Arzt beobachtete sie dabei, sein Gesicht blieb ausdruckslos.

„Leg die Kleidung dort auf den Tisch. Ich brauche nicht lang, dann kannst du dich wieder anziehen.“

Er zog sich zwei Einweghandschuhe über die Hände, trat an das nackte Mädchen heran und musterte ausgiebig ihr Gesicht und den muskulösen und dennoch sehr weiblich wirkenden Körper.

Hier muss mehr Strenge rein, an der Wange eine leichte Straffung. Die Lippen müssen viel sinnlicher wirken, sie sind ein wenig schmal geraten. Das Permanent-Make-Up übernimmt Frau Ludwig, du wirst sie irgendwann noch kennenlernen. Es folgte ein weiterer langer Monolog, in dem der Mediziner ihr seine Absicht sie „perfekt“ zu machen, erklärte. Sie hörte ihm zu, versuchte zu begreifen was er mit ihr vorhatte und es sich als Ergebnis vorzustellen. Sie vermochte es nicht, trotz etlicher Beispielfotos, die er ihr zeigte.

„Darf ich sie etwas fragen?“

Laval war vor ihr in die Hocke gegangen, den Blick auf ihre Scham gerichtet.

„Schieß los!“

„Haben sie die Frau am Empfang auch operiert?“

Der Arzt lächelte und richtete sich wieder vor ihr auf.

„Deine Scheide ist sehr schön. Da besteht kein Handlungsbedarf. Ich würde gerne ein Foto von ihr machen, für meine Mustervorlage.“

Er besann sich auf ihre Frage.

„Jede meiner Mitarbeiterinnen wurde von mir nach meinen Vorstellungen operiert. In diesen Punkt spiele ich gerne Gott und gestalte sie nach meinem Gusto. Bereut hat es bisher keine, das kann ich dir versichern.“

Er zog sich die Handschuhe aus und kehrte zurück an seinen Schreibtisch.

„Der Vertrag liegt hier, unterschreibe ihn jetzt bitte!“

Anna wollte sich eigentlich etwas anziehen, trat aber dann nackt wie sie war, an den Schreibtisch heran und betrachtete die beiden Schriftstücke, die vor ihr lagen. Sie waren umfangreich, sie würde das alles erst lesen müssen.

„Vertraust du mir?“ Fragte sie Laval sichtlich genervt. Er schien einen ziemlichen Zeitdruck zu haben.

Anna zögerte, dass alles ging ihr viel zu schnell. Aber hatte sie denn überhaupt noch eine Wahl?

Laval hielt ihr einen Kugelschreiber hin, sie griff nach ihm, dann unterzeichnete sie auf den Stellen, die der Arzt ihr mit seinem Zeigefinger deutete.

„Gut. Schreib mir deine Kontoverbindung auf, das Geld ist morgen überwiesen. Wegen der Wohnung rufe ich meinen Makler an, den Jungen bringen wir, solange du operiert und nachbehandelt wirst, bei Katrin unter. Sie wird nichts dagegen haben, sie ist selbst alleinerziehende Mutter und mir, ähnlich wie du jetzt auch, einiges schuldig.“

Er zeigte ihr ein breites Grinsen.

„Zieh dich wieder an. Morgen liegst Du auf meinem Op-Tisch, ich möchte nicht mehr länger warten.“

Vier Wochen später

Die Schmerzen hatten merklich nachgelassen und selbst die Physiotherapie bereitete Anna kaum noch Probleme. Laval hatte Wort gehalten und ihr, wie auch dem Bruder, ein neues Leben ermöglicht. Ralf hatte sie immer wieder in den Wochen nach der OP in der Praxis besucht und von der Zeit bei seiner neuen Pflegemutti geschwärmt. Er verstand sich gut mit deren vierjährigen Tochter, wurde bestens versorgt und verbrachte dort sorgenfreie Tage. Auch Lavals Befürchtungen um den Jungen schwanden damit, denn Katrin würde auch künftig sich nicht scheuen den Kleinen zu versorgen, wenn Anna unabkömmlich blieb.

Für Anna war nur eines seltsam, in den ganzen letzten Tagen durfte sie weder in einen Spiegel sehen, noch hatte sie der Arzt besucht. Er wollte mit ihr zusammen das Ergebnis begutachten, wie das Pflegepersonal ihr versicherte. Auch ihr Bruder hatte sie bisher nur in Verbänden gesehen und sich mit dürftigen Erklärungen abspeisen lassen. Ob er sie überhaupt wiedererkennen würde? Oder sie sich selbst? Die Vorstellung, dass es so weit kommen könnte, amüsierte sie.

In ihren Magen kollerte es vor Aufregung. Wie sehr hatte sie Laval verändert? Selbst ihre Brüste waren immer noch von einem Verband verhüllt, den sie in den letzten Tagen, nicht einmal unter der Dusche abnehmen durfte. Zwar wurde er regelmäßig erneuert und ihre Haut eingecremt und gepflegt, aber zu Gesicht bekommen hatte sie dabei ihre Brust nie.

Ein Blick auf die Wanduhr, Laval musste jeden Moment eintreffen. Dann, endlich, würde ihre Zeit des Wartens ein Ende finden. Sie erhob sich, ging zum Fenster und blickte runter auf den Parkplatz vor der Praxis. Es fuhr eine schwarze Limousine die Auffahrt hinauf, aus der Laval ausstieg und zum Eingang des Hauses eilte. Wenig später klopfte es an ihrer Tür und der Chirurg betrat ihr Zimmer.

„Hallo, Anna. Die letzten Wochen waren für uns beide eine Qual, was? Glaube mir, ich bin gespannt, mindestens so sehr wie du auch.“

Er umarmte sie behutsam, half ihr das Sweatshirt und die Trainingshose auszuziehen und löste dann vorsichtig die restlichen Verbände. Er schwieg, sein Gesicht verriet nichts von dem, was er dachte. Hatte es Probleme gegeben? Anna ma
chte sich Sorgen. Sie erinnerte sich an die ersten Tage, in denen sie starke Schmerzmittel nehmen musste, um die postoperativen Begleiterscheinungen zu ertragen.

„Stimmt etwas nicht?“

Laval sah ihr in die Augen, dann lächelte er.

„Du bist mein Meisterwerk!!!! So etwas ist mir noch nie zuvor gelungen. Komm! Wir gehen in mein Büro, dort kannst du dich im Spiegel bewundern.“

Anna folgte ihm, ließ sich von ihm, bevor sie sein Büro betraten, die Augen verdecken und wartete voller innerer Unruhe auf den entscheidenden Moment. Dann erblickte sie einen nackten Frauenkörper im Bild eines großen Standspiegels, den sie zuvor noch nie gesehen hatte. Anna wurde augenblicklich übel, ihr schwindelte und sie vermochte nicht zu begreifen, dass sie diese Frau dort sein sollte. Ihr ursprüngliches Gesicht war nicht mehr zu erkennen, es glich jetzt dem Gesicht einer bösen Königin aus einem Märchenfilm. Leblos, bizarr und kalt wirkte es. Sie versuchte zu lächeln, doch ihre jetzt voller wirkenden Lippen wirkte nur zynisch oder spöttisch, so sehr sie sich auch um eine andere Mimik bemühte. Laval beobachte sie und erklärte ihr bereitwillig den Hintergrund. Das ist, neben einigen Abnähern, das Botox. Du bist perfekt geworden, Anna, genau so wollte ich dich haben.

Sie schwieg, war den Tränen nahe, erst dann registrierte sie auch die Veränderungen an ihrem Körper. Ihre Brüste wirkten jetzt gepusht und viel größer, ihre Taille prägnanter. Auch ihr Po sah jetzt breiter und voluminöser aus als zuvor. Das alles in der Summe war nicht mehr sie selbst. Hier stand eine andere Frau, eine die sie nie hatte sein wollen.

„Du bist schockiert über die Veränderungen, Anna, aber das wird sich legen. Du wirst bald erkennen, wie sich deine Wirkung auf die Menschen um dich herum verändern wird. Durch dich wird ihre Fantasie angeregt werden und eine tiefe verborgene Lust geweckt. Gib dir die Zeit dich daran zu gewöhnen.“

Der Chirurg sah, in welch einer schlechten Verfassung seine Patientin war und wie wenig sie mit ihrem neuen Aussehen zurechtkam. Es lag an ihm, das zu ändern und seinem Kunstwerk den nötigen Inhalt zu verleihen.

„Wenn du dich weiterhin meiner Leitung fügst, wirst du die Wohnung, die ich dir später zeigen werde, zusammen mit deinem Bruder bewohnen dürfen. Solange bis unsere geschäftliche Beziehung ein Ende gefunden hat.“

Anna wischte sich die Tränen aus den Augen, die immer noch auf den Spiegel gerichtet blieben. Ihr Make-up konnte nicht verlaufen, es war ihr eintätowiert worden. So fein und präzise, dass man es von einem Echten nicht zu unterscheiden vermochte. Erst langsam drangen seine Worte an ihr Ohr und es dauerte bis sie verstanden hatte, was er ihr mitzuteilen suchte.

„Ich will nicht so aussehen. Machen sie das rückgängig! Bitte!“

Lavals Gesicht blieb ausdruckslos. Ein wahr gewordener Traum stand vor ihm und der stellte sich jetzt selbst in Frage? Das durfte nicht sein.

„Anna! Du schaust jetzt anders aus und es ist normal, dass du dich an die Veränderungen erst einmal gewöhnen musst, aber das war der Preis und du hast eingewilligt. Ich bin bereit, dir viel mehr zu geben, als wir ausgemacht haben, nur wirst du es dir erst verdienen müssen. Ein sorgenfreies und bedeutungsvolles Leben im Luxus, mit vielen Menschen darin die dir völlig ergeben sein werden. Kann man sich mehr wünschen? Und dein Bruder wird unbeschwert unter deiner Obhut aufwachsen, so wie du es dir gewünscht hast. Ich habe also mein Versprechen gehalten, also halte du deines bitte auch!“

Er deutete auf die Tür zum Flur.

„Komm. Katrin wird dir künftig zeigen, wie du dich zu kleiden hast. Bestimmt hat sie dir für heute schon etwas zurechtgelegt. Sie hat von mir die entsprechenden Vorlagen und Kontaktadressen bekommen und du selbst wirst irgendwann an den neuen Outfits deinen Fetisch entdecken, da bin ich mir sicher.“

Er führte sie ins Nachbarzimmer, wo die Assistentin auf sie wartete, Anna zulächelte, zwei riesige Kleidersäcke dabei in den Händen haltend.

„Maßanfertigungen. Jedes Stück nur für dich gemacht.“ Erklärte Laval mit einer Stimme, als ob er ihr seine Weihnachtsgeschenke überreichen wollte.

Die tiefschwarzen Kleidungsstücke saßen wie eine zweite Haut. Sowohl die Bluse, als auch die Hose, blieben faltenfrei und betonten ihre unnatürlichen wirkenden Kurven noch zusätzlich. Die Absätze der knielangen Stiefel ließen sie um zehn Zentimeter größer wirken, waren aber dabei angenehm zu tragen. Zum Schluss reichte der Arzt ihr noch ein paar schwarze Lederhandschuhe. Sie wollte sie nicht überziehen, doch für ihn war das Ensemble erst dann perfekt und so bestand er darauf.

„Und?“

Anna blickte in den Spiegel, den Laval aus dem anderen Zimmer geholt hatte und betrachtete skeptisch ihr Spiegelbild. Domina! Das dort in dem Spiegel war eine. Es gab keine andere Bezeichnung für solch eine Art von Frau.

„Hier, das Korsett noch, dann bist du komplett.“

Wieder überging Laval ihren Widerstand und setze sich durch. Er hatte eine besondere Art sie zu überzeugen und ihre Ablehnung zu negieren.

„Du tust dich vielleicht anfangs beim Atmen schwer, wirst dich aber schnell daran gewöhnen. Wir sind hier jetzt fertig und es wird Zeit, dass ich dir zeige, warum du mir all diese Mühe, das Geld und den Aufwand wert gewesen bist.“

Anna folgte dem schlanken, hochaufgeschossenen Mann voller böser Vorahnungen. Er wirkte in diesem Moment triebhaft und nervös auf sie, als ob er voller Vorfreude auf etwas wartete. Dabei berauschte er sich nicht nur an ihren Anblick, er wollte mehr von ihr, das konnte sie deutlich in seiner Gegenwart spüren.

Anna folgte Laval hinaus auf den Parkplatz, weigerte sich aber, in dessen Limousine zu steigen. Zwei Frauen gingen an ihnen vorbei, ihre verwunderten Blicke auf die große Blondine gerichtet.

„Siehst du, wie sie gaffen? Es ist genau die Wirkung, die ich mir erhofft habe. Steig jetzt ein, wir fahren zu mir nach Hause. Und stell dich nicht so an, ich habe dir versichert, dass ich dich nicht anfassen werde. Richtig?“

Warum tat sie das? Warum ließ sie sich immer wieder auf sein Spiel ein? Warum folgte sie ihm? Tat sie das wirklich nur für ihren Bruder? Nach kurzem Zögern nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz, schnallte sich an und blickte gedankenverloren aus dem Wagenfenster. Durch ihren Kopf jagten unzählige Gefühle, Ängste und Gedanken, doch vermochte sie es nicht, sich auf diese zu konzentrieren. Erst als sie die Innenstadt verlassen und ein biederes Wohnviertel erreicht hatten, wurde ihr Kopf wieder klarer. Diese Gegend hier kannte sie nicht, in diesen Teil der Stadt war sie noch nie zuvor gewesen.

Lavals Anwesen sah von außen eher schlicht aus. Ein zweistöckiges Einfamilienhaus mit Anbau und großer Garage. Anna hätte bei diesem extrovertierten Mann eigentlich etwas anderes vermutet.

„Komm! Ich mag nicht mehr länger warten.“

Sie folgte ihm ins Haus hinein, durch ein kleines Treppenhaus hindurch, nach hinten in den rückwärtigen Teil des Gebäudes. Von dort ging es weiter, raus in den Garten, rüber zu dem eingeschossigen Anbau, der unscheinbar und fensterlos, wie die Turnhalle wirkt, in der sie trainieren ging.

„Hier werden wir beide in den nächsten Monaten viel Zeit verbringen. Ich werde dir alles zeigen, was du wissen musst und dabei durch deine Hände meine Erfüllung finden. Ich kann dir gar nicht sagen, was dieser Augenblick für mich bedeutet.“

Laval stemmte eine schwere, auf der Innenseite gepolsterte Tür auf, ließ Anna an sich vorbei und zog die Tür hinter sich zurück ins Schloss. Es bereitete der jungen Frau Unbehagen, als sie einen Schlüssel hinter sich im Schloss klacken hörte.

Sie befanden sich jetzt in einem kleinen Vorraum, in dem außer ein paar Stühlen, ein Tisch und ein paar Schränken keine weiteren Möbel sta
nden. Auch dieser Bereich erinnerte sie entfernt an die Umkleidekabine in ihrem Verein.

„Es wird Zeit, das wir uns umziehen. Zieh dich aus!“

Der Arzt blickte sie eindringlich an, während sie nicht wusste, wie sie auf seinen Befehl reagieren wollte.

„Mach jetzt! Ich möchte dir nicht immer alles erklären müssen und dich solange vollsülzen, bis du endlich begriffen hast.“

Anna spürte Wut in sich aufsteigen, begleitet von dem Wunsch diesen Mann niederzuschlagen. Sie fühlte sich dazu in der Lage, das machte es nicht leichter für sie. Anna atmete tief durch. Sollte er sie anfassen, würde sie es tun.

„Na also. Hänge die Sachen dort drüben in den Spind. Er gehört die nächsten zwei Jahre dir.“

Anna ging auf die andere Seite des Raums, öffnete die Tür des schmalen Kleiderschrankes und begann sich, durch sie verborgen vor den Blicken des Mannes, auszuziehen. Bedächtig hing sie ihre Kleidung auf und stellte die Stiefel auf den Boden des kleinen Schrankes.

Laval hatte sich ebenfalls entkleidet, näherte sich ihr ungeniert, während Anna von dem Schrank zurücktrat und die Wand in ihren Rücken brachte. Sie hob ihre Arme, bereit zu allem.

„Mach dich nicht lächerlich. Als ob es mir darum gehen würde eine kleine, billige Schlampe zu ficken. Das ist mir der ganze Aufwand mit dir nicht wert.“

„Hier! Zieh das an. Es bedarf allerdings dazu meiner Hilfe.“

Er hielt ihr ein schwarzes Ungetüm hin, das Anna entfernt an einen Taucheranzug erinnerte. Laval brachte Ordnung hinein, nahm ein kleines Fläschchen zur Hand und rieb ihre Beine mit einer öligen, geruchsneutralen Flüssigkeit ein. Seine Bewegungen wirkten mechanisch und routiniert, was Anna beruhigte. Nach einer gründlichen Einreibung half er ihr dabei in eines der Hosenbeine dieses seltsamen Anzugs zu steigen, womit ihre Sorge fürs Erste verflogen war. Dennoch dauerte es fast zehn Minuten, bis sie sich dieses Stück Gummiwäsche angezogen hatte.

Laval musterte sie zufrieden und zeigte sich euphorisch.

„Das hat gut geklappt. Die Korsage noch, Handschuhe und Stiefel, dann ist meine Herrin fertig.“ Er lächelte. „Danach bin ich dran. Bald wird es anfangen dir Spaß zu machen, glaub fest daran!“
Sie konnte sich kaum in dieser seltsamen Wäsche bewegen, fühlte sich gefangen und unwohl darin. Erst nach dem sie schwerfällig einige Schritte getan hatte, wurde ihr leichter. Nur ihre Brüste taten weh, sie waren anscheinend noch immer nicht vollständig ausgeheilt. Der Arzt trat hinter sie, legte ihr ein Mieder um und zog dessen Riemen hinter ihrem Rücken fest. Sie stöhnte auf, musste auf seiner Anweisung hin mehrere Male ausatmen, damit er die Riemen auf ihren Rücken möglichst eng zusammenziehen konnte.

„Bekommst du noch Luft?“

Sie nickte. Ging wieder auf Abstand zu ihm und suchte für sich nach einem Ausweg aus der Lage in die sie sich und ihren Bruder gebracht hatte. Dieser Mann vergewaltigte sie gerade auf eine Art und Weise, die sie nie für möglich gehalten hätte. In allem was er tat und sagte, manipulierte und steuerte er sie, mit jeder weiteren Minute, die verstrich, schien die Gewissheit in ihr zu wachsen, dass das nur die Spitze eines Eisberges war und alles nur noch schlimmer für sie werden würde.

Laval ging vor ihr in die Knie, in seinen Händen einen riesigen Stiefel haltend. Anna sah so etwas zum ersten Mal und fühlte, wie ihre Stimmung eine seltsame Wandlung erfuhr. Wer zum Teufel trug so etwas? Der Arzt griff nach ihrem rechten Fuß und führte ihn zum Fußteil des Stiefels. Langsam und konzentriert legte er dessen schwarzes Leder über ihre zweite Latexhaut, den Reißverschluss des seltsamen Schuhwerks langsam und seltsam andächtig dabei schließend. Seine Atmung verlangsamte sich, mehrere Male rieb er mit seiner Hand über den Spann des überlangen Stiefels.

Anna blickte auf ihn herunter und beobachtete ihn kritisch. Ging es ihm darum? Stand er auf Stiefel? Es schien so zu sein, ihm ging ja regelrecht einer ab dabei. Beim zweiten Stiefel das Gleiche, als ob Laval sich am liebsten wie ein Hund an ihm gerieben hätte.

„Du schaust unglaublich aus.“ Flüsterte er, den Blick zum ersten Mal auf ihr Gesicht gerichtet.

„Los! Die Handschuhe noch, dann sind wir fertig.“

Auch diese Kleidungsstücke schienen ihm viel zu geben. Wie die Stiefel zuvor, streifte er die überlangen Lederteile über ihre Hände und Arme, schloss deren Reißverschlüsse und fixierte deren Enden an kleinen Schlaufen, die in dem Overall, der von Laval Catsuit genannt wurde, eingelassen worden waren.

„So! Das war es. Folge mir! Ich will dir endlich deinen künftigen Arbeitsplatz zeigen.“

Anna gab nach. Getrieben von ihrer stärker werdenden Neugierde. Fand sie vielleicht doch noch Gefallen an seinem Spiel? Sie glaubte nicht daran, dafür zeigte er vor ihr zu wenig Respekt.

Eine schwere, hölzerne Schiebetür wurde von Laval aufgewuchtet, er betätigte einen Lichtschalter und im abgeblendetem Licht einiger Spots breitete sich, vor Annas Augen, ein schwarz rot gestrichener Raum aus, der bizarrer nicht hätte auf sie wirken können. Anna betrachtete verwundert die seltsamen Gerätschaften und Konstrukte, die hier standen, deren Sinn und Zweck sie aber nicht einmal erahnen konnte. Ketten und Ringe hingen von der Decke herab, weitere waren in den Wänden eingelassen worden, Käfige und lange Hakenreihen, an denen eine Vielzahl von Gurte, Fesseln, Stöcke und Peitschen hing. Alles wirkte fremd auf sie und es schien für sie nur schwer vorstellbar, dass sich dieser erste Eindruck jemals bei ihr legen könnte.

„Na Anna? Wie gefällt dir das? Ist das nicht alles schön pervers? Diese Dinge hier dienen allein dazu dir deine Opfer gefügig zu machen, sie lustvoll zu quälen und in deiner Welt gefangen zu halten. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alle diese Gerätschaften aus dem FF beherrschen und zu nutzen wissen. Du wirst zu einer gut ausgebildete Domina werden, die auch den ambitioniertesten Masochisten über dessen Grenzen hinaustreibt und damit seine Erfüllung finden lässt. Verstehst du es jetzt? Die nächsten zwei Jahre werde ich es sein, den du quälen darfst. Jedes Spiel das ich kenne, wirst du an mir vollziehen, solange bis ich befriedigt bin. Je Härter, desto besser.“

Laval deutete auf einen großen schweren Ledersessel, in dem sie Platz nehmen sollte. Anna fühlte sich wie in einem Traum, jeden Moment würde sie daraus aufwachen. Es konnte gar nichts anders sein. Der Arzt wirkte auf einmal so lächerlich auf sie, wie er mit gesenktem Haupt auf seinen Knien an ihren Sitzplatz heran rutschte, sich über ihre Stiefelspitzen beugte und diese zu küssen begann.

Die junge Frau verfolgte diese Szene ungläubig, blickte erstaunt auf ihn herunter, fühlte wie Spott und Heiterkeit ihre Wut auf diesen Mann verdrängten. Was für ein lächerliches Arschloch er doch war. Ein kleiner Wurm, der sich vor ihr winden wollte. Laval indessen schien in seine Rolle völlig aufgegangen zu sein, begann ihr die Stiefel zu lecken, gründlich und mit kräftigen Druck. Selbst durch das Leder der Stiefel und den Latex des Overalls hindurch spürte Anna seine Zunge auf ihrer Haut. Zu ihrem Erstaunen konnte sie es zulassen, in gewisser Weise empfand sie dieses Gefühl nicht einmal als unangenehm. Sie wartete geduldig ab und fünf Minuten später war Laval fertig, ging auf Abstand und fragte sie, ob er zu ihr aufsehen durfte.

Anna erlaubte es ihm, sich dabei nur mit Mühe ein Lachen verkneifend. Doch ihr Gesicht sprach Bände, der Arzt konnte sehen, wie sehr sie mit sich kämpfen musste, um ihm gegenüber ernst zu bleiben. Geil! Ihr Hohn war ein Anfang und sie würde mit der Zeit das Spiel zwischen ihnen zulassen, vielleicht sogar lieben lernen.

„Wir gehen dort hinüber, ich möchte dir jetzt eine erste Lektion von dem zeigen, was ich mir von dir wünsche.“ Die Stimmlage des Schönheitschirurgen klang w
ieder arrogant und autoritär. Sofort verschwand Annas Gefühl von Leichtigkeit wieder und die alte Wut auf diesen Mann kehrte zurück. Er diktierte ihre Stimmung, sie wurde sich dessen immer stärker bewusst.

Laval erhob sich, ging in die Mitte des Raumes und nahm eine seltsame Stange von einem der Gestelle herunter, die überall im Raum verteilt standen. Er legte sie zu seinen Füßen, spreizte weit seine Beine und schloss dann seine Fußknöchel in die Fesselringe ein, die an den Enden des seltsamen Instruments befestigt worden waren. Anna beobachtete ihn dabei, konnte aber den Sinn seiner Handlungen nicht ergründen.

„Lass die Handfesseln von der Decke herunter! Dort, die Kette. Probiere aus, an welchem der beiden Enden du ziehen musst.“

Anna verstand, ließ zwei Lederfesseln, die an einer silbern glänzenden Kette hingen, von der Decke herunter und legte sie nach Lavals Anweisungen um dessen Handgelenke.

„Zieh mich soweit hoch, bis ich nur noch auf meine Zehenspitzen stehen kann.“ Forderte der nackte Mann ungeduldig.

Laval verfolgte jeder Bewegung seiner Schülerin und stellte zufrieden fest, dass sie ein Eigeninteresse für das zu entwickeln begann, was er ihr zeigen wollte. Sie würde einen guten Lehrling abgeben, dessen war er sich sicher.

„Noch ein Stück! Das reicht.“ Er nickte zufrieden, während sie ihn aufmerksam beobachtete.

Jetzt wo Laval direkt unter einer Deckenlampe hing, konnte sie eine Vielzahl von verblassten Schlagmalen und Verfärbungen auf seiner Haut erkennen.

„Was guckst du so dämlich? Ich bin Masochist und stehe darauf, mir von einer Frau Schmerzen zufügen zu lassen. Es ist für mich die einzige Möglichkeit, noch so etwas wie Respekt und Achtung für dein Geschlecht zu empfinden.“

Er lachte heiser.

„Du begreifst es immer noch nicht, aber das ist egal. Ich habe gute Nachrichten für dich. Dank meinen Beziehungen wirst du das Sorgerecht für deinen Bruder bekommen, allerdings erst, wenn ich mit deiner Entwicklung wirklich zufrieden bin.“

Er lachte. Sie selbst hatte ihm das beste Druckmittel in die Hände gegeben.

„Deinen Vater habe ich zufriedengestellt, er ist soweit einverstanden. Ein Freund bei der Stadt, hat für mich seine Beziehungen spielen lassen und du wirst dich bei ihm, nach dem ich dir ein paar Sachen beigebracht habe, erkenntlich zeigen. Überall gibt es solche wie mich, Anna und gegen ein wenig von deiner Aufmerksamkeit werden sie dir alles in ihrer Macht stehende ermöglichen.“

Anna musste um ihre Beherrschung kämpfen. Wut stieg in ihr auf, fast schon Hass. Dieser Mann steuerte sie nicht nur, er brüstete sich auch noch vor ihr damit.

„Wie wird man so?“ Fragte sie ihn.

Lavals Augen glänzten. Die Verachtung in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Sie reichte aus, damit sich sein Glied mit Blut füllte und sich vor ihr sichtbar vergrößerte. Sie registrierte es, vermied es aber, direkt hinzusehen.

„Wenn ich leide, bin ich frei. Im Kopf verstehst du? Schmerz ist wie eine Droge für mich und er lässt es zu, dass ich all meine Verpflichtungen für einen Moment vergessen kann. Weißt du, wie langweilig mein Leben ohne SM wäre? Wie wenig Spannung und Spaß es für mich darin noch gäbe? Ich kann mir alles kaufen, was ich mir wünsche, mit jedem Typ von Frau schlafen, der mir gefällt. Dein Geschlecht ist empfänglich für materielles, im Grunde genommen seid ihr alles Huren, die sich gerne für ein wenig Penunze verkaufen wollen. Da kann man als Mann aussehen wie man möchte. Ist man reich und hat Einfluss, könnte man den kleinsten Schwanz haben und das hässlichste Gesicht, es würde dennoch genügend Damen geben, die sich allzu gerne von einem besteigen lassen. Attraktivität und Männlichkeit zählen noch immer, aber Besitz und Macht sind mehr wert, du findest meine Worte überall bestätigt. Brauchst nur deine Augen aufzumachen.“

Er machte eine Pause und suchte verzweifelt nach einer bequemeren Position, ohne sie für sich zu finden. Dann setzte er seinen Monolog mit gebrochener, langgezogener Stimme fort.

„Du wirst dir in den kommenden Wochen meinen Respekt dadurch verdienen, indem du mir Schmerzen zufügst. Anfangs von mir gesteuert, nach einem halben Jahr dann vollständig auf dich allein gestellt. Du wirst mich überraschen, mir die Hölle bereiten und mich lehren, dich zu fürchten. Nach zwei Jahren ist unsere Zeit dann vorbei, du bist entlassen und lebst dein Leben, so wie du es möchtest. Ich werde mir dann ein neues Objekt suchen, dass ich für mich verpflichten und gestalten kann.“

Er hatte Recht! Nicht nur, dass er sie gekauft hatte wie eine Nutte, sie hatte sich auch noch in seine Hand gegeben und erpressbar gemacht. Nicht nur sich selbst, auch ihren Bruder. Was sollte sie jetzt machen? Einfach gehen? Eine Träne löste sich aus ihrem linken Auge und glitt über ihre Wange in Richtung Mundwinkel.

„Was verlangst du?“

Laval grinste wie ein Honigkuchenpferd. Er hatte alles bei ihr erreicht, was er wollte.

„Du siehst meine Hoden? Tritt in sie hinein! So fest du kannst! Aber nicht mit der Stiefelspitze! Benutz den Spann!“

Sie war tatsächlich bereit dazu. Er wollte es ja nicht anders. Er hatte sie so lange provoziert und gedemütigt, dass sie jetzt sogar den Wunsch verspürte ihm weh zu tun. Laval war gerissen und würde jetzt endlich die Früchte ernten, die er zuvor gesät hatte. Anna stellte sich vor ihm in Position, brauchte nicht Maß nehmen, um ihn zu treffen. Ihr rechtes Bein schnellte nach vorne, krachte mit dem Spann des Stiefels in seine Hoden, dann kam sie wieder auf ihm zum Stehen.

Sein Aufschrei brach sich an den Wänden, ging in ein langgezogenes Jammern über, dann in ein verzweifeltes Schluchzen. Anna konnte sich in ihrem engen Outfit nicht gut bewegen, hatte Mühe damit in den hochhackigen Stiefeln einen sicheren Stand zu finden und ihn dennoch perfekt getroffen. So stark, dass er sich instinktiv vor einem zweiten Tritt von ihr zu schützen suchte. Tränen quollen aus seinen Augen heraus und nur mit Mühe vermochte er es sich zu beherrschen. Las sie Überraschung in seinem Gesicht? Angst? Wie gut ihr das tat ihn so zu sehen. Sie gab sich ein paar Sekunden Zeit, weidete sich an seinem Leid, dann trat sie erneut zu, hart und ungehemmt. Sollte dieses Schwein von ihr das bekommen, was es haben wollte. Zwei Jahre? Nur zu gerne.

Nur wenige Minuten später war er am Ende und forderte sie mit kreischiger Stimme dazu auf, ihn herunterzulassen. Hatte der Chirurg das Mädchen unterschätzt? Anna hatte sich in ihrem Leben noch nie so gut gefühlt, wie in diesen Augenblick. Sie hatte ihm gezeigt, womit er bei ihr zu rechnen hatte und etwas von seiner Lektion die er ihr erteilt hatte zurückgegeben. Kurz überlegte sie, dann trat sie wieder zu, so hart wie es ihre Kräfte zuließen.

Kaum das sie ihn von seinen Fesseln befreit hatte, kauerte der Mann schon auf den Boden und presste seine Hände zwischen seine Schenkel hinein. Er stöhnte und wimmerte, versuchte vergebens, dem Schmerz in seinem Unterleib Einhalt zu gebieten. Anna blieb indessen ungerührt neben ihm stehen und erfreute sich an seinem Leid. Keine Spur mehr von seiner Überheblichkeit, sie hatte sie ihm regelrecht ausgetreten.

Es dauerte etliche Minuten, bis Laval sich ihr gegenüber äußern konnte. Mit weinerlicher Miene blickte er zu ihr auf, schien aber nicht wütend auf sie zu sein, ganz im Gegenteil. Begeisterung war es, die sich in seinem verheulten Gesicht abzeichnete.

„Das war… fantastisch. Ich halte es kaum aus. Wahnsinn! Das ist so geil! Wie viele Male hast du zugetreten? Ich wollte mitzählen, konnte es aber nicht mehr. Es gab nur noch Schmerz in meinem Kopf.“

„Ich würde jetzt gerne gehen. Sie wollten mich zu der Wohnung bringen, wenn wir hier fertig sind.“

Laval vermochte nicht allein aufzustehen und bat sie um Hilfe. Er hatte von ihr bekommen, was er wo
llte. Viel mehr, als er sich versprochen hatte. Kurz und schmerzhaft? Selbst wenn er sich eine Verlängerung gewünscht hätte, keinen weiteren Tritt von dieser Frau hätte er noch ertragen wollen.

„Zieh dich um und warte auf mich. Ich werde noch eine Weile brauchen.“ Presste er mühsam zwischen seinen Lippen hervor.

Anna wandte sich zur Tür um, wollte seiner Aufforderung nachkommen, blieb aber noch einmal stehen. Sie blickte auf den Boden kauernden, nackten Mann herunter und überwand sich dazu ihm eine Frage zu stellen.

„Gehen ihre Hoden davon nicht kaputt?“

Der Arzt schüttelte langsam den Kopf.

„Nein. Geh jetzt! Ich komme gleich.“

Anna brauchte fast eine halbe Stunde um sich alleine auszuziehen. Genervt zerrte sie an den Enden des Overalls, doch das Material war wertig und selbst mit Gewalt nicht zu zerreißen. Am liebsten hätte sie diese Kluft in Fetzen gerissen, doch stattdessen hieß es jetzt mit viel Geduld die Laschen suchen und lösen, die enganliegenden Handschuhe über die Arme abzustreifen und aus den martialischen Stiefeln zu steigen. Der Latex schien ihr wie aus Kletten und regelrecht auf ihrer Haut kleben zu bleiben. Trotz des vorher verteilten Öls. Irgendwann hatte sie es endlich geschafft und war dabei ähnlich außer Atem, wie nach einem Sparring mit Peter. Befreit von der Enge des Outfits, streckte Anna ihren Körper durch, machte ein paar Lockerungsübungen und folgte ihrem Verlangen sich von den Eindrücken der letzten Stunden reinzuwaschen. Nach der Dusche war ihr wohler und nach dem sie sich wieder angezogen hatte, fühlte sie sich einer neuerlichen Konfrontation mit Laval gewachsen.

Eine weitere Stunde später saßen sie wieder in der schwarzen Limousine und fuhren zurück in die Stadt. Während er sich vom nackten Maso zurück in den anerkannten Schönheitschirurgen verwandelt hatte, war sie die Domina geblieben. Sie kam immer noch schwer mit dieser Veränderung zurecht, vor allem weil Laval sie dazu zwang dieses Aussehen beizubehalten. Sie sollte ihre Rolle akzeptieren lernen und sie vollständig für sich annehmen, wie er sich ihr gegenüber erklärt hatte.


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